Von Roland H. Dippel, 14. März 2020 – Concerti
Rezension Eldbjørg Hemsing – Grieg: Violinsonaten
Eldbjørg Hemsing und Simon Trpčeski nehmen sich auf ihrem neuen Album der drei Violinsonaten von Edvard Grieg an.
Eldbjørg Hemsing fühlt sich dem Schaffen Griegs auch durch familiäre Wurzeln verpflichtet. Ihr Ururgroßvater Anders Nielsen Pelesteinbakken hatte Ludvig Mathias Lindeman eine Melodie vorgesungen, die Grieg in seiner Ballade für Klavier op. 24 aufgriff. Deshalb folgen Hemsings eigene Variationen „Homecoming“ über diese Melodie auf Griegs Sonaten-Trias. Der Geigerin geht es weniger um die satztechnische Meisterschaft der in verschiedenen Lebensphasen Griegs entstandenen Kammerwerke als deren reiche Kantabilität mit Bezügen zur Volksmusik ihrer Heimat. Deshalb unterliegt die Gewichtung der Klangverhältnisse einer stabilen Regelung: Sanftes Fließen dominiert, dialogische Interaktion mit Simon Trpčeski ist kaum beabsichtigt. Die kühle Schönheit dieser Annäherung macht vergessen, dass die beiden später entstandenen Sonaten ein von Griegs Zeitgenossen lebhaft diskutiertes Nationalgepräge haben.
English version
Eldbjørg Hemsing feels committed to Grieg’s work partly because of her familial roots. Her great-great grandfather Anders Nielsen Pelesteinbakken had sung a melody to Ludvig Mathias Lindeman, which Grieg took up in his Ballad for Piano op. 24. Therefore Hemsing’s own variations “Homecoming” on this melody follow Grieg’s sonata trias.
The violinist is less interested in the technical mastery of the chamber works Grieg wrote in various phases of his life than in their rich cantabile quality with references to the folk music of her homeland. For this reason, the weighting of the tonal relationships is subject to a stable regulation: gentle flow dominates, dialogical interaction with Simon Trpčeski is hardly intended. The cool beauty of this approach makes one forget that the two sonatas written later have a nationalist touch that was vividly discussed by Grieg’s contemporaries.