Radio feature: Deutschlandfunk – Tonart Klassik

‚Tonart Klassik‘ im Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur , Montag 11 Mai – Moderation: Philipp Quiring

Die Violinsonaten von Edvard Grieg stehen im Mittelpunkt der Sendung. Die drei Werke dokumentieren verschiedene Lebensphasen von Grieg, stehen für seine Studentenzeit in Leipzig, seine Eheschließung und nicht zuletzt für seine norwegische Heimat. Die Geigerin Eldbjørg Hemsing hat sie eingespielt. Sie spricht über die verschiedenen traditionellen Einflüsse. Den Halling-Tanz, bei dem die Männer mit akrobatischen Einlagen versuchen, die Frauen zu beeindrucken. Sie geht auf das wesentliche Instrument der norwegischen Volksmusik ein, die Hardangerfiedel, auf der unzählige Melodien gespielt wurden. Außerdem weiht sie die Hörer*Innen in das ein oder andere Märchen ein.

Programm anhören

Tonart Klassik, Deutschlandfunk KulturPhilipp Quiring

Eine echte Wiederentdeckung sind hingegen die Klaviersonaten des russischen Composer-Pianisten Samuil Feinberg. Der Zeitgenosse von Sergej Rachmaninow hat gerade in seinen frühen Jahren ebenfalls brachial virtuose Sonaten geschrieben, in denen sich immer wieder der harte Kontrast zu melancholisch elegischen Melodien findet. Der kanadische Pianist Marc-André Hamelin hat sechs dieser Sonaten von Feinberg bewältigt.

Radio features: WFMT with Grieg violin sonatas

New Releases with Lisa Flynn, April 3rd 2020

Following acclaimed recordings of concertos by Tan Dun and Josef Suk, the Norwegian violinist Eldbjørg Hemsing returns to her roots in this Grieg recital, joined by Simon Trpceski at the piano. Each of Edvard Grieg’s three violin sonatas marks a decisive phase in the composer’s artistic development. Closing the disc, Hemsing plays her own composition Homecoming. It’s a set of variations on a tune from the valley where she grew up, as well as a friendly nod to Grieg, who used the same tune almost 150 years earlier in his Ballade, Op. 24.

ARTE Concert – Stars von morgen@Home

Junge Künstler, die in Rolando Villazóns ARTE-Sendereihe „Stars von morgen“ ihren ersten großen TV-Auftritt hatten und die sich inzwischen in der internationalen Klassikszene einen Namen gemacht haben, spielen und singen in ihrem „Guten Stube“, im Kinderzimmer mit Krabbelbaby, vor Stapeln von Umzugskartons oder auch im indonesischen Hotelzimmer.

View full broadcast here

Louise Alder stammt aus einer Musikerfamilie. Als Kind tanzte sie und lernte Geige – glücklicherweise hat sie dann aber auf Sopran umgesattelt. 2017 war ein wichtiges Jahr in ihrer Karriere: Preise bei den International Opera Awards, bei BBC Cardiff Singer of the World – und der Auftritt bei den „Stars von morgen“. Die Kritiker rund um den Globus schwärmen vom „leuchtendsten Sopran der jüngeren Generation“, von der „geborenen Darstellerin“ und ihrer Stimme von „strahlender Schönheit“.

Als Sohn eines Fagottisten ist Riccardo Terzo mit dem Instrument groß geworden. Heute etabliert er das Fagott erfolgreich als Soloinstrument auf Konzertbühnen wie den Salzburger Festspielen. 2017 konnte sich Riccardo Terzo freuen: Er gewann den wichtigsten Fagottwettbewerb der Welt in den USA. Seitdem stehen Studierende und Profis Schlange für seine Meisterklassen. 2017 freute sich das Gewandhausorchester Leipzig: Sie konnten Riccardo Terzo als Ersten Solofagottisten gewinnen.

Ihre Heimat Norwegen und deren Natur prägen ihr Geigenspiel, das oft als unprätentiös, kraftvoll und fassbar beschrieben wird. Eldbjørg Hemsing hatte ihren ersten öffentlichen Auftritt mit 6 Jahren – mit 22 wurde sie international bekannt, als sie bei der Verleihung des Friedensnobelpreises spielte. Heute gibt sie weltweit Konzerte und nimmt dabei gerne Musik norwegischer Komponisten in ihr Programm auf.

Der amerikanische Countertenor Ray Chenez fasziniert mit seiner Stimme: einer seltenen Kombination aus Schönheit, Kraft und Flexibilität. Opera Britannia bescheinigt ihm eine “dramatische Sopranstimme, die vor Potenzial strotzt”. Er fesselt sein Publikum mit seinem enormen Stimmumfang, der ihn sowohl männliche als auch weibliche Rollen verkörpern lässt. Ray wird in einer der noch nicht ausgestrahlten Folgen von „Stars von morgen – On Tour“ von Rolando Villazón vorgestellt werden.

Marie Hauzel spielt seit ihrem vierten Lebensjahr Klavier. Bereits mit 15 Jahren wurde sie als jüngste Bachelor-Studentin an der Universität Mozarteum Salzburg aufgenommen. Neben vielen Preisen bei nationalen und internationalen Wettbewerben hatte sie 2014 als 14-Jährige den 1. Preis im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ gewonnen. Konzerte führten sie schon in jungen Jahren bis nach China und die USA. Bei Rolando Villazón durfte die damals 17-Jährige 2017 ihr Riesentalent beweisen.

Klarinettist Raphael Sévère ist die lebendige Definition des Begriffs „Wunderkind“: Mit acht Jahren fing er am Konservatorium von Nantes mit der Klarinette an – Geige, Cello und Klavier spielte er auch schon. Nach ersten internationalen Auftritten und Preisen schließt er mit 19 Jahren am Pariser Konservatorium sein Studium ab. 2016 schuf Raphael Sévère mit „Obscurs“ sein erstes Stück als Komponist. Gerade frisch entstanden ist eine Auftragskomposition für das Orchestre de Bretagne: ein Konzert für Klarinette und Orchester.

Andrei Bondarenko sang schon mit 20 Jahren als Solist an der Mariinsky Akademie in St. Petersburg. 2011 gewann er den „Song Prize“ beim Cardiff Singer of the World, zwei Jahre später war er zu Gast bei Rolando Villazón. Seitdem ist der ukrainische Bariton auf allen großen Bühnen der Welt zu Hause, für die laufende Spielzeit stehen die Opernhäuser von Wien und Luzern ebenso auf dem Plan wie sein Debüt am Royal Opera House London.

„Der Klang des Violoncellos zieht mich magisch an. Da ist ein Lodern in mir, da brennt ein Feuer.“  Mit dieser Begeisterung steckte Valentin Radutiu 2017 auch sein Publikum bei den „Stars von morgen“ an und bestätigte, was die „Süddeutsche Zeitung“ schon 2013 über ihn schrieb: „Eine der großen Cellobegabungen unserer Zeit“. Seit 2019 ist Valentin Radutiu Erster Solocellist beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin.

Als Katharina Konradi bei den „Stars von morgen“ auftrat, wechselte sie gerade vom Staatstheater Wiesbaden an die Hamburgische Staatsoper, wo sie mittlerweile ein Publikumsliebling ist. Im Sommer 2019 gab sie zudem ihr Debüt bei den Bayreuther Festspielen. Eine steile Karriere der jungen, aus Kirgisistan stammenden Sopranistin, die neben der Oper auch leidenschaftlich gerne Lieder singt.

Die niederländischen Pianisten Lucas und Arthur Jussen galten als Wunderkinder, dabei wollten sie nur eins: gemeinsam Musik machen. Jeder der beiden Brüder für sich spielt schon brillant, aber zusammen bilden sie eine perfekte Einheit an den Tasten. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie vor Königin Beatrix oder in den eigenen vier Wänden spielen. Sie sind Weltklasse und repräsentieren gleichzeitig die junge, unkomplizierte Musikergeneration.

„First Baroque Boygroup“ oder „Barock-Band“ – mit solchen Attributen werden die jungen Musiker von 4 Times Baroque gerne versehen. Und tatsächlich hat die sogenannte „Alte Musik“ bei ihnen richtig „Drive“, klingt frisch, frech und lebendig. Dafür gab es neben vielen anderen Auszeichnungen 2018 auch einen OPUS KLASSIK. In ihrem Video für „Stars von morgen@home“ treten sie wegen der aktuellen Lage in kleinerer Besetzung auf, dafür mit der Sopranistin Sibylla Elsing.

Die Pianistin Claire Huangci gewann 2011 als jüngste Teilnehmerin den 2. Preis beim Internationalen ARD Musikwettbewerb, vier Jahre später hatte sie ihren Auftritt bei „Stars von morgen“. Für ihr Video hat sie ein Stück ausgesucht, das sie für die aktuelle Situation besonders passend fand, den letzten Satz von Liszts Klavierbearbeitung der „Pastorale“: „Hirtengesang. Frohe und dankbare Gefühle nach dem Sturm“.

Radio Feature: BBC Radio 3 – Record Review

Andrew McGregor -Record Review

Bach’s Violin Concerto in E in Building a Library with Mark Lowther and Andrew McGregor

New classical releases, including Harriet Smith on chamber music, and in Building a Library, Mark Lowther recommends a recording of Bach’s Violin Concerto in E, BWV1042. Program presented by Andrew McGregor.

Listen to the full program

9.30
Building a Library
Another chance to hear Mark Lowther discussing the available recordings of Bach’s Violin Concerto in E major, BWV 1042 and making a recommendation.

Johann Sebastian Bach’s E major Concerto is one of the evergreen concertos of the violin repertoire, its three movements and based on the Venetian concerto model made famous by Vivaldi.

10.50
Harriet Smith has been listening to recent chamber music recordings.

11.20
Record of the Week
Andrew recommends an outstanding new release.

Grieg: The Violin Sonatas

Eldbjørg Hemsing (violin)

Simon Trpčeski (piano)

BIS BIS-2456 (SACD Hybrid)

SWEET SPOT Radio mit Eldbjørg Hemsing Eine Zeitreise nach Hause

12.03.2020 von Pauline Link – Sweet SPOT BR Klassik

Die Geigerin Eldbjørg Hemsing hat sich auf eine Reise in die Vergangenheit der norwegischen Musik begeben. Heraus kamen überraschende Zusammenhänge zu ihrer eigenen Familiegeschichte, die Eldbjørg dazu inspirierten, für ihr neues Album selbst zu komponieren.

Musik hat schon immer zu ihrer Familie gehört. Eldbjørg beginnt schon mit vier Jahren Geige und Fidel zu spielen und so hat es sie auch nicht verwundert, dass bei ihnen zuhause Noten an der Wand hängen. Als sie als Rising Star kurz vor dem Durchbruch steht, erzählt ihre Mutter ihr, dass dieses Notenskript eine Leihgabe der National Gallery sei und die Melodien ihres Ur-Ur-Ur-Großvaters zeige. Eine dieser Melodien habe sogar Edvard Grieg in seiner Musik verarbeitet.


Steckbrief

Name: Eldbjørg Hemsing
Geboren: 1990 in einem winzigen Dorf in der Region Oppland in Norwegen
Instrument: Geige und Fidel
Haarfarbe: Hellblond
Verrückteste Eigenart: Liebstes Hobby und Entspannungsquelle sind Finanzen und Zahlen
Lieblingsmusik: Ella Fitzgerald – “Reaching for the moon”


Credits: Photography by Nikolaj Lund
Credits: Photography by Nikolaj Lund

Den Norwegern bedeutet Edvard Grieg genauso viel wie ihre Volksmusik. In der Region bei Bergen aufgewachsen, hat er die Melodien und Klänge in den Stuben und Dorfplätzen aufgesogen und sie in seiner Musik verarbeitet. Es steckt also ein Stück Norwegen in der Grieg‘schen Musik und die Norweger haben auch sehr konkrete Vorstellungen, wie ein Konzert mit Grieg zu klingen hat. Dieses Ideal zu erreichen hat sich Eldbjørg zur Aufgabe gemacht und ein Album eingespielt.

“Ich möchte mit dem Album zeigen, das viele bekannte Stücke, wie zum Beispiel von Grieg, einen traditionellen Hintergrund haben.”

Eldbjørg Hemsing über ihr neues Album ‘Grieg – The Violin Sonatas’

Für Eldbjørg sind die drei Violinsonaten von Grieg eine perfekte Umschreibung seines Lebens. Also wurde es ihr zur Passion und zum Herzensprojekt, diese drei Sonaten einzuspielen. Dafür hat sie sich näher mit Grieg auseinandergesetzt und festgestellt, welche Verbindung der berühmte Komponist nicht nur mit der norwegischen Musik selbst, sondern auch mit ihrer Familie hatte. Erst durch ihr Album wurde ihr die Bedeutung der Noten an der Wand ihres Elternhauses bewusst.

Wie Eldbjørg zur Komponistin wurde

Fast niemand weiß, dass diese Melodie aus dem Stück nicht von Grieg, sondern von einem ihrer Vorfahren stammt. Diese Tatsache hat Hemsing dazu bewegt, ihr erstes eigenes Werk zu komponieren: “Homecoming”. Mit diesem Stück will sie ihren Ur-Ur-Ur-Großvater ehren. Sie hat seine Melodie weitergesponnen und verändert sowie die norwegische Melancholie hineinfließen lassen. Und es sollte ein kurzes Stück sein, um es überall spielen und die Entstehungsgeschichte erzählen zu können.

Die Arbeit an diesem neuen Album weckte in Eldbjørg Hemsing wohl das Heimweh. Nach fast zehn Jahren im Ausland ist die Geigerin im vergangenen Herbst wieder zurück nach Norwegen gezogen, genauer: nach Oslo. Sie habe einfach die Sprache und die Menschen dort vermisst, erzählt sie im Gespräch mit SWEET SPOT – und das Skifahren. Schon als Kind ging es mit den Skiern zur Schule. In Berlin, ihrer letzten Heimat, war Eldbjørg ab und zu mit ihrer Freundin auf Rollski unterwegs, bereut aber nicht, zweieinhalb Jahre in der deutschen Bundeshauptstadt gelebt zu haben. Sie liebe die Stadt und die Kultur, sagt Eldbjørg.

“Besonders diese versteckten Orte, bei denen man denkt: Wie könnte hier ein Konzert stattfinden? Und dann kommen plötzlich Musiker und der Abend wird unglaublich magisch.”

Eldbjørg Hemsing über Berlin

Anscheinend war es für sie Zeit, nach Hause zu kommen. Die Noten an der Wand ihres Elternhauses haben sie auf eine ganz eigene Reise in die Geschichte der norwegischen Kultur und ihrer Familie geleitet – und schließlich auch zu ihrem ganz eigenen Homecoming.

Eldbjørg Hemsing in SWEET SPOT

Am 16. März ist Eldbjørg Hemsing im Radio bei SWEET SPOT von 21.05 bis 23.00 Uhr zu Gast. Leider nicht persönlich, aber live zugeschaltet aus Norwegen. Wegen der Corona-Krise hängt die Geigerin aktuell in ihrem Heimatland fest.

SWEET SPOT auf Instagram
Unsere Sendungen als Podcast

Eldbjørg Hemsing spielt Griegs Violinsonaten

Julia Kaiserrbb Kultur, Montag 16. 3. 2020

Julia Kaiser stellt unsere “CD der Woche” vor  

Edvard Griegs drei Violinsonaten gehören zum Repertoire jedes norwegischen Geigers. Eldbjörg Hemsing, 30 Jahre alt, ist mit ihnen aufgewachsen und hat sich auch besonders mit den Volksmusik-Motiven beschäftigt, die in Griegs Musik anklingen. Jetzt hat sie die drei Sonaten aufgenommen – und einen kleinen Schatz dazu.

Julia Kaiser hat Eldbjörg Hemsing getroffen und stellt unsere “CD der Woche” vor.

Edvard Grieg: Sonaten für Violine & Klavier Nr. 1-3
Eldbjørg Hemsing, Violine
Simon Trpčeski, Klavier

Label: BIS, 2020

WDR Feature: Volksmelodien in Griegs Violinsonaten (DE)

Julia Kaiser WDR 3 TonArt

Immer wieder hat Edvard Grieg seine norwegische Heimat in seinen Kompositionen verewigt. Julia Kaiser spricht mit Geigerin Eldbjörg Hemsing über die Spuren, die sie in seinen Violinsonaten hinterlassen hat.

Klick Klack feature: Tan Dun’s ‘Fire Ritual’ premiere with Tan Dun and Oslo Philharmonic

Mit Martin Grubinger in Nürnberg / Klick Klack – BR Klassik (3. März 2020)

In Nürnberg spielt Martin Grubinger zusammen mit seinem Percussive Planet Ensemble ein ganz neues Programm. Außerdem in dieser KlickKlack-Ausgabe: der isländische Pianist Víkingur Ólafsson, der chinesische Komponist Tan Dun, die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing und der Schweizer Tenor Mauro Peter.

Watch full episode – Mit Martin Grubinger in Nürnberg

Ein Bläserensemble ist im Publikum platziert, während sich der Rest des Orchesters auf der Bühne befindet. Auch die Solistin holt erst zaghaft ihre Geige heraus, spielt die ersten zarten Töne zwischen den Zuhörern – und bewegt sich dann langsam, spielend, auf die Bühne. Der chinesische Komponist und UNESCO-Sonderbotschafter Tan Dun hat dieses Konzert mit dem Titel “Fire Ritual – For Victims of War” für die Geigerin Eldbjørg Hemsing geschrieben. Das Werk ist von zeremonieller chinesischer Hofmusik inspiriert, bei der einige Musiker auf der Bühne und andere vom Publikum umringt spielen. “Wie Schamanen, die versuchen die Menschen durch einen besonderen Klang zu erreichen”, sagt Tan Dun. “Fire Ritual” ist ein Memorial für die Opfer von Kriegen.

“Ich möchte mit dieser Musik an die vielen unschuldigen Opfer so vieler Kriege erinnern.”

Der Komponist Tan Dun

Tan Dun und die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing lernten sich 2010 während der Shanghai World Expo kennen, hier führte Hemsing Tan Duns “Love Concerto” auf. “Wir beide haben eine Art volksmusikalischen Background”, sagt Eldbjørg Hemsing. Diese starke Beziehung zu den Wurzeln der musikalischen Tradition ihrer Herkunftsländer ist etwas, das die beiden seitdem verbindet. “Fire Ritual” ist ein weiteres Ergebnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit.

Hier geht es darum, Gefühle zu entwickeln und versuchen, sie zu vermitteln – wie der Klang aus der Tiefe der Seele kommt.

Norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing
KlickKlack Trailer

Radio feature: Das Hemsing-Festival: Klassik im malerischen Norwegen

Von Julia Kaiser / SWR 2 – SWR2 Treffpunkt Klassik

Das Hemsing Festival im norwegischen Aurdal steht im Beethovenjahr unter dem Motto „Freiheit und Veränderung“. Vom 19. bis 23. Februar gab es hier – drei Stunden Autofahrt westlich von Oslo – Kammermusik-Konzerte, umgeben von 1000 Meter hohen Felsen in gemütlicher Atmosphäre. Julia Kaiser hat sich auf den Weg in die verschneiten Berge gemacht.

SWR 2 – Treffpunkt Klassik

Fotogallerie

DEBUT CD REVIEW IN DEUTSCHLANDFUNK

Norwegian Discovery – Hemsing plays Borgström

Norwegian violinist Eldbjørg Hemsing shows courage. On her debut recording she performs a violin concerto of Hjalmar Borgström, which is almost not known, and one of Shostakovich, on which famous colleagues have overstretched themselves. But Eldbjørg Hemsing already in her first attempt succeeds with grandiosity.

Christoph Vratz | Deutschlandfunk | 3. Juni 2018

Eine Sinfonie von Joachim Kaiser? Eine Klaviersonate von Karl Schumann oder Ulrich Schreiber? Eine Kantate von Eleonore Büning oder Manuel Brug? Was uns heutzutage in der Literatur noch vergleichsweise häufig begegnet, dass Kritiker selbst zu Autoren werden, bildet in der Musik die Ausnahme. Dafür muss man schon zu Robert Schumann, Hector Berlioz oder Claude Debussy zurückgehen. Doch auch für sie gilt: Sie wurden und werden vor allem als Komponisten wahrgenommen, und erst in zweiter oder dritter Linie als Musikkritiker. Bei Hjalmar Borgström hingegen ist das anders. Von 1907 bis zu seinem Tod 1925 schrieb er in seiner norwegischen Heimat Musikkritiken und wurde damit zu einer nationalen Instanz. Das Komponieren geriet für ihn mehr und mehr zum “Nebenbei”. Umso erstaunlicher, dass er nebenbei 1914 ein Violinkonzert schreibt.

Allegro con spirito, so hat Borgström das Finale zu seinem Violinkonzert überschrieben. Die Geige eröffnet furios. Dann klinkt sich das Orchester ein und bereitet den Boden für die weitere Gestaltung des Eingangsthemas: Es dominiert pure Spiellust, halb ungarisch “alla zingarese”, halb im Sinne der norwegischen Fiddle-Tradition.

Komponist mit eigenem Kopf und ohne nationale Scheuklappen

Erinnert dieser Beginn des Finalsatzes nicht ein wenig an das Violinkonzert von Johannes Brahms? Die Intervalle bei der Sologeige, die ungezügelte Spielfreude? Originär norwegisch klingt das jedenfalls nicht. Dafür gibt es biographische Gründe. Denn Borgström hat vorwiegend in Deutschland, ab 1887 in Leipzig und ab 1890 in Berlin studiert, wo er in Ferruccio Busoni einen prominenten Fürsprecher fand. Borgström selbst war fasziniert von der Macht der Programmmusik im Sinne eines Franz Liszt und auch von der Klangsprache Richard Wagners. Wieder zurück in Norwegen war Borgströms Musik nur wenig Erfolg beschieden. Das lag sicher auch daran, dass sie eben kein spezifisch norwegisches Idiom aufweist wie bei Edvard Grieg. Auch Grieg hatte in Deutschland studiert, wollte aber in Norwegen eine nationale Tonsprache etablieren. Genau das wollte Borgström nicht. Er wählte einen eigenen Weg. Sein Œuvre ist insgesamt, mit je zwei Opern und Sinfonien, wenigen Konzerten und Solowerken, eher schmal.

Erst ein Mal, nämlich im Jahr 2008, ist Borgströms Violinkonzert auf CD dokumentiert worden, mit Jonas Båtstrand, dem Sinfonieorchester der Norrlandsoperan und Terje Boye Hansen am Pult. Jetzt liegt das Werk in einer Neueinspielung vor. Sie übertrifft die ältere Version deutlich. Dabei handelt es sich um die Debüt-CD der norwegischen Geigerin Eldbjørg Hemsing. Schon als Fünfjährige hat sie mit ihrer Schwester vor der Königsfamilie ihres Heimatlandes konzertiert. Mit elf Jahren trat sie erstmals mit den Philharmonikern aus Bergen auf. Mit 22 erfolgte ihr internationaler Durchbruch, als sie sich bei der Friedensnobelpreisverleihung in Oslo präsentierte. Studiert hat Hemsing unter anderem in Wien. Die Noten zu Borgströms Konzert bekam sie bereits vor einigen Jahren geschenkt, doch blieben sie zunächst unbeachtet in einer Ecke liegen. Als die Geigerin dann doch einen genaueren Blick wagte, war sie schnell entflammt. “Was für eine fantastisch schöne, romantische Musik, und dabei auch noch gut spielbar”, so wird Hemsing in der Wochenzeitung “Die Zeit” zitiert. Die Wiener Symphoniker unter Olari Elts eröffnen dieses Violinkonzert, und nach nur wenigen Takten tritt bereits die Sologeige hinzu, anders als in den gewichtigen Traditions-Konzerten von Beethoven und Brahms. Auch wenn der Einsatz der Pauke am Beginn doch ein bisschen an das Beethoven-Konzert erinnert.

Die Tempi der Sätze zwei und drei sind in beiden vorliegenden Einspielungen nahezu gleich. Nur im ersten Satz sind Eldbjørg Hemsing und das Wiener Orchester etwas langsamer unterwegs, dafür mit ungleich klarerem Gestus. Die Übergänge gelingen fließend und natürlich, die Steigerungen organisch. Hemsings Ton leuchtet hell, aber nicht grell oder vordergründig brillant. Sie spielt durchaus mit Schmelz, aber frei von Kitsch. Wenn im Mittelteil des ersten Satzes die Musik immer dramatischere Züge annimmt, wenn Sologeige und Orchester sich mehr und mehr in einen Disput steigern, behauptet sich Hemsing geradezu kühn – mit Kraft und gleichzeitig mit einem flammenden Ton.

Top-Geigerin mit großer Klangfarbenpalette

Eldbjørg Hemsing spielt auf einer Guadagnini-Geige aus dem Jahr 1754, die ihr eine Stiftung zur Verfügung gestellt hat. Das Instrument ist, selten genug, fast noch im Originalzustand. Man muss sich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, um zu behaupten, dass man von Hemsing künftig noch einiges hören wird. Denn wie sie im langsamen Satz mit warmen, fast bronzenen Klangfarben arbeitet, um zwischenzeitlich mit größter Selbstverständlichkeit den Ton ins Silbrige zu verlagern, das zeugt von großer Klasse und verspricht einiges für ihre Zukunft.

Was diese Einspielung so besonders macht, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Eldbjørg Hemsing die leisen und sehr leisen Passagen meistert. Dann lässt sie ihre Geige wundervoll singen: geheimnisvoll und poetisch, arios und tänzerisch. unterstützt durch die zarten Zupfer der Streicher und kurze Intermezzi der Klarinette.

Vieles an dieser neuen Einspielung ist ungewöhnlich, vor allem das Programm. Denn eine direkte Verbindungslinie zwischen Hjalmar Borgström und Dmitri Schostakowitsch gibt es nicht. Als der Norweger 1925 mit 61 Jahren starb, war sein russischer Kollege erst noch auf dem Sprung zu einer großen Karriere. Schostakowitschs erstes Violinkonzert entstand 1948, zu einer Zeit, als die stalinistische Partei sein Schaffen mit Argus-Augen überwachte. Was nicht mit ihren Richtlinien konform ging, wurde abgelehnt, und der Komponist hatte Repressalien zu fürchten. Daher erfolgte die Premiere dieses Konzertes erst im Jahr 1955 mit David Oistrach als Solist.

Auch in diesem Konzert bilden Geigerin Eldbjørg Hemsing, die Wiener Symphoniker und Olari Elts eine Einheit. Das zeigt besonders der schroffe Gegensatz zwischen dem dunklen, einleitenden Notturno und dem bizarren Scherzo. Wie hier die säuselnden Bläser, Bassklarinette und Flöte, mit den schroffen Akzenten der Solovioline kontrastieren, das verrät Schärfe, Bitternis und, bezeichnend für Schostakowitsch, beißenden Humor. Das gilt in gleichem Maße für die sich unmittelbar anschließende Passage, wenn die Geige das Kommando übernimmt und die Streicher hinzutreten.

Verträumt bis bärbeißig – Schostakowitschs erstes Violinkonzert

Eldbjørg Hemsing ist gewiss kein musikalischer Muskelprotz, dem es in erster Linie auf äußere Effekte ankommt. Die Norwegerin erweist sich als sensible Künstlerin, die sich und ihren Ton immer wieder genauer Prüfung unterzieht. Daher findet sie für jede Stimmung einen adäquaten Ausdruck, ob verträumt und nach innen gekehrt oder bärbeißig und virtuos. Ihre technischen und musikalischen Fähigkeiten gehen Hand in Hand. Wenn es, wie im Finalsatz von Schostakowitschs erstem Violinkonzert, schnell zugeht, spiegelt diese Aufnahme den experimentellen Geist des Komponisten. Doch trotz der vielen, teils schnellen rhythmischen und dynamischen Umschwünge: Hemsings Geige klirrt nie, auch geraten die kurzen Linien nicht aus dem Fokus. Die Solistin weiß genau, wo sie hinmöchte und wie sie die Höhepunkte ansteuern muss, um deren ganze Wirkung so spontan und natürlich wie möglich herauszuarbeiten. Das ist eindrucksvoll und rundet den sehr positiven, stellenweise herausragenden Gesamteindruck dieser neuen Produktion ab.

Heute haben wir Ihnen die Debüt-CD der Geigerin Eldbjørg Hemsing vorgestellt. Mit den Wiener Symphonikern und Olari Elts hat sie Violinkonzerte von Hjalmar Borgström und Dmitri Schostakowitsch aufgenommen, erschienen ist sie als SACD beim schwedischen Label BIS.

ELDBJØRG HEMSING IN BR-KLASSIK KLICKKLACK

Portrait of Eldbjørg Hemsing in “KlickKlack” | BR-KLASSIK | 7th May 2018

“KlickKlack”, music magazine for Classical Music, Jazz and good Pop Music, is the only format in which two world stars – cellist Sol Gabetta an percussionist Martin Grubinger – are giving the TV viewers a very close experience on how professional artist work, rehearse and perform. The imagery is modern, the camera extremely subjective.

Eldbjørg Hemsing has been guest of Martin Grubinger in the BR-KLASSIK “KlickKlack” feature from 7th May 2018, beside Michael Sanderling, Chief Conductor of Dresden Philharmonic, Gautier Capuçon, French cellist, and pianist Jens Thomas.

ELDBJØRG HEMSING ON NRK KLASSISK

Eldbjørg Hemsing on NRK Klassisk: “My Favorite Music”

Eldbjørg Hemsing in “My Favorite Music” on Norwegian governmental broadcasting station NRK takes us from traditional music in Valdres through classics like Bach and Beethoven up to the collaboration with Chinese composer and Academy Award winner Tan Dun and to a new release of the Violin Concertos by Borgström and Shostakovich.

Eldbjørg Hemsing shares stories that shed light on the music with program director Stein Eide.

The 1h54min radio feature in Norwegian language can be listened to at following weblink:

> Eldbjørg Hemsing – NRK Klassisk “My favourite music”

ELDBJØRG HEMSING ON WDR3 TONART

Eldbjørg Hemsing meets das junge orchester NRW

WDR 3 “Tonart” | ARD German-public broadcasting institutions | 6 October 2017

On the occasion of the concert of Eldbjørg Hemsing, performing Violin Concerto No. 1 D minor, Op. 31 from Henri Vieuxtemps (1820-1881) with das junge orchester NRW under Ingo Ernst Reihl at Historic City Hall Wuppertal on 8th October 2017, the internationally upstriving Norwegian artist was interviewed and featured by German broadcasting station WDR 3 in “Tonart”.

Audio stream (7min6sec):