Review: Dvořák & Suk Recording in Concerti (DE)

Effortless Intensity

Eckhard Weber | Concerti | 8. November 2018

She practically grew up with this work, she says. Indeed, young violinist Eldbjørg Hemsing feels noticeably at home in Dvořák’s Violin Concerto. The way she makes her instrument sing with an amazingly nuanced and beguiling tone full of vibrancy has compelling intensity. Nothing sounds laboured here, everything seems to happen spontaneously in this music. The Antwerp Symphony Orchestra under Alan Buribayev is extremely present and sensitive in this interaction and unfolds a tremendously broad spectrum of colours. The folkloristically inspired finale of the Violin Concerto impresses with light-footed verve and shimmering airiness. A new benchmark recording has been achieved here in every respect. The longingly agitated modernity of the fantasy of Dvořák’s pupil and son-in-law Josef Suk with its subtle shades and surprising changes additionally shows the great potential of Hemsing and her colllaborators.

DEBUT CD REVIEW IN KLASSIK HEUTE

Credits: Photography by Nikolaj Lund

“9/10 Stars – Eldbjørg Hemsing succeeds with a convincing debut which makes curious for further releases of this young artist.”

Norbert Florian Schuck | Klassik Heute | 18th May 2018

Es ist immer wieder erfreulich, wenn junge Interpreten ihr CD-Debüt dazu nutzen, Werke zu präsentieren, die man nicht alle Tage zu hören bekommt. So hat sich die norwegische Geigerin Eldbjørg Hemsing entschieden, ihre erste Aufnahme als Konzertsolistin mit dem 1914 uraufgeführten Violinkonzert ihres Landsmannes Hjalmar Borgström zu eröffnen.

Im Beiheft erfährt man, dass Borgström – er schrieb seinen Namen demonstrativ mit ö statt ø – sich für die zeitgenössische deutsche Musik stark machte und bei Edvard Grieg, der ihm Desinteresse an norwegischer Nationalidiomatik vorwarf, auf Unverständnis stieß. Nun rekurriert Borgströms Konzert tatsächlich nicht offensiv auf Volksmusiktopoi, doch klingt das Werk weder nach Wagner, noch nach Brahms, und schon gar nicht nach Strauss oder Reger. Stattdessen hört man deutlich, dass Borgström ein Generationsgenosse Halvorsens und Sindings ist. Mittels einer reichen Klangfarbenpalette – immer wieder begegnen interessante Instrumentationseinfälle – entfaltet der Komponist unter weitgehendem Verzicht auf handwerkliche Kunststücke schlichte, gesangliche Melodien, aus deren Wendungen man, Grieg zum Trotz, durchaus auf einen Skandinavier schließen kann. Für das Soloinstrument ist das Konzert anspruchs- und wirkungsvoll geschrieben, ohne ein Virtuosenstück zu sein. Sein introvertierter Charakter zeigt sich nicht zuletzt darin, dass sowohl der Kopfsatz, als auch das Finale, die beide nur mäßig schnell sind, leise enden. Die Interpretation, die ihm durch Eldbjørg Hemsing und die Wiener Symphoniker unter Olari Elts zuteil wird, dürfe sich gut dazu eignen, dem schönen Werk Freunde zu gewinnen. Der kantable Gestus des Stückes kommt Hemsing offenbar entgegen. Sie besitzt ein sicheres Gespür für die abwechslungsreiche Gestaltung wie für die Verknüpfung der einzelnen Phrasen, so dass in ihren Händen die Musik stets in angenehmem Fluss bleibt. Vom Vibrato macht sie dabei reichlichen, aber nicht übermäßigen Gebrauch.

Über ihren Lehrer Boris Kuschnir ist Eldbjørg Hemsing Enkelschülerin David Oistrachs. So verwundert es nicht, dass sie sich dem Oistrach gewidmeten Violinkonzert Nr. 1 von Dmitrij Schostakowitsch besonders verbunden fühlt und dieses als zweites Stück auf der CD erscheint. Auch dem von Borgströms Idiom sehr verschiedenen Stil Schostakowitschs erweist sie sich als vollauf gewachsen. Namentlich zeigt sich dies in den raschen Sätzen des Werkes, in denen die Vorzüge ihres Spiels auch bei forscherer Artikulation deutlich werden.

Olari Elts lässt die Wiener Symphoniker in beiden Violinkonzerten als verlässlichen Partner agieren, dessen Spiel mit dem der Solistin trefflich harmoniert. Auch er ist ein Musiker, der es versteht, die einzelnen Klänge in große Bögen einzubetten. Hervorheben möchte ich diesbezüglich den Beginn der Passacaglia im Schostakowitsch-Konzert, der übrigens – wie auch der Anfang des Borgström-Konzerts – zeigt, dass die Wiener Symphoniker über einen ausgezeichneten Pauker verfügen.

Das Klangbild der Aufnahme hält weitgehend mit der Qualität der Darbietungen Schritt. Das Verhältnis von Soloinstrument und Orchester ist insgesamt ausgewogen, was allerdings auch den Kompositionen zuzuschreiben ist: Aller stilistischen Unterschiede ungeachtet eint Borgström und Schostakowitsch ihre Vorliebe zu durchsichtiger Instrumentation mit prägnanten Klangmischungen, so dass selbst bei deutlicher Fokussierung der Aufnahme auf das Soloinstrument – wie hier geschehen – die orchestralen Effekte nicht an Wirkung einbüßen. Einzig in der fugierten Durchführung von Schostakowitschs Scherzo tritt die Violine etwas zu deutlich hervor. Hier wäre eine stärkere Akzentuierung der jeweils themenführenden Instrumente wünschenswert gewesen. Den insgesamt sehr guten Eindruck, den die CD hinterlässt, schmälert dies jedoch kaum. Eldbjørg Hemsing ist ein überzeugendes Debüt gelungen, auf weitere Veröffentlichungen der jungen Künstlerin darf man neugierig sein.

DEBUT CD REVIEW IN CRESCENDO

Eldbjørg Hemsing: Der verschollene Norweger

“…jointly with Wiener Symphoniker and Conductor Olari Elts, Eldbjørg Hemsing presents an interpretation which is convincing, rich of colors and personal. With consistently brilliant sound and flexible expression, Eldbjørg Hemsing makes this album absolutely worth listening to.”

Crescendo | Sina Kleinedler | 20 February 2018

Zwei Entdeckungen auf einem Album: Die norwegische Violinistin Eldbjørg Hemsing und das Violinkonzert ihres Landsmannes Hjalmar Borgström (1864–1925). Borgström war zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Kritiker und Komponist bekannt. In Vergessenheit geriet seine Musik höchstwahrscheinlich dadurch, dass er sich weigerte, eine typisch skandinavische Klangsprache zu adaptieren – wie Grieg es getan hatte. Dennoch zog das 1914 geschriebenes Violinkonzert Hemsing sofort in seinen Bann, auch weil dessen Klangsprache sie an ihre Heimat erinnerte. Im Kontrast zu Borgströms romantischem Werk steht Dmitri Shostakovichs erstes Violinkonzert. Seine Klangsprache ist weniger pastoral, eher dramatisch und schmerzerfüllt, doch auch hier schafft Hemsing es gemeinsam mit den Wiener Symphonikern und Olari Elts eine überzeugende, farbenreiche und persönliche Interpretation zu präsentieren. Mit durchweg brillierendem Klang und flexiblem Ausdruck macht Eldbjørg Hemsing dieses Album absolut hörenswert.